Ulla Frenger
zu meiner Arbeit 

Landkreis Reutlingen:

Kunstprogramm. „Klangvoll und Bunt“ Wie hat sich Ihr Leben durch die C-Pandemie gesellschaftlich, wirtschaftlich etc. verändert?

Durch die Einschränkungen im Familien- und Freundeskreis und auch im öffentlichen Leben bin ich oft alleine, auf mich selbst zurückgeworfen. Der Austausch mit und Anregung durch Kunden und Kollegen sind nahezu weggefallen. In dieser Abgeschiedenheit erlebe ich dennoch in meinem Inneren großen Schaffensdrang. Es sind noch so viele Ideen in mir, die Gestalt annehmen möchten. Da ich auch kein Ladengeschäft führen kann, mit regelmäßig Laufkundschaft, bin ich vollständig angewiesen auf Ausstellungen und Veranstaltungen wie die Gönninger Tulpenblüte.
Teilweise melden sich Stammkunden nicht mehr.
Durch den Wegfall all dessen ist ein erheblicher Teil meiner notwendigen Einkünfte verschwunden. Die drastisch verringerte Präsenz macht mir Sorge in Vergessenheit zu geraten.
Ich bin in großer Unsicherheit für die Zukunft. Traurig machen würde es mich, meine Existenz zu verlieren und meine Keramik aus der Region verschwinden zu sehen.

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Produzentengalerie Pupille:

Wie geht es mir im Ausnahmezustand des Lockdowns?

Im Frühjahr, als alles „AUS“ und „ZU“ erschien
und als das öffentliche und private Leben heruntergefahren war,
wurde im Äußeren alles ruhiger und stiller, im Inneren stiegen unterschiedlichste Gefühle auf, wie Trauer meine Familie und Freunde nicht zu sehen, Sorgen um meine Existenz (abgesagte Events und Ausstellungsmöglichkeiten) und um die Zukunft, manchmal auch Wut fremdbestimmt zu sein.
Diese Zeit nutzte ich intensiv in meiner Keramikwerkstatt. Abgeschiedenheit, Ruhe, Konzentration sind mir vertraut und wichtig in meinem künstlerischen Arbeiten.

Wie drückt sich das in meinen eingereichten Arbeiten aus?

Das Virus macht sichtbar, wie sehr wir Menschen miteinander verbunden sind.
Meine Arbeiten spiegeln das Thema „Verbundenheit“ wieder, das mir seit vielen Jahren (ein Anliegen) im Herzen ist, „Verbundenheit“ verstanden als: die Fühler ausstrecken, ausdehnen, sich ansehen und wahrnehmen, Respekt und Wertschätzung entgegenbringen - im Miteinander sein.

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Gespräch mit der Nacht    

Verdichtete Sinne  
atmen  
öffnen  
fließen  
schenken sich  dem Dunkel   
   

Blick in den Himmel    

Innehalten  
Blick in den Himmel  
Gewahrwerden


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Barbara Krämer, Kunsthistorikerin

Beitrag zum Katalog der Gedok Reutlingen 2011

Die heute in Gönningen lebende Künstlerin Ulla Frenger ist mit Leib und Seele Keramikerin, Ton ist das ihrer künstlerischen Aussage absolut entsprechende Material. Und ihre Liebe zu diesem Werkstoff wird in ihren vielfältigen, technisch wie künstlerisch anspruchsvollen Werken offensichtlich.

Die Künstlerin, die an der Freien Kunstakademie in Nürtingen studiert hat, arbeitet souverän mit dem Material Ton in all seinen Variationen. Von eher naturalistischen Tier- und Kinderfiguren herkommend, arbeitet sie heute wesentlich abstrakter und freier; ein prägnantes Beispiel hierfür ist ihre aktuelle Serie ›Köpfe‹. Schmale, beeindruckende Kopfpersönlichkeiten mit jeweils völlig individueller Oberflächengestaltung, die doch zu einem gemeinsamen Ganzen verschmelzen. Reduktion, Stilisierung, eigene Assoziationen des Betrachters, das sind wichtige Stichworte bei der Betrachtung ihrer von bewusster Wahrnehmung geprägten Werke.

Die Gedanken- und Kunstwelt der Künstlerin Ulla Frenger ist von der Natur inspiriert, in ihren Arbeiten spielen ihre eigenen Empfindungen und ihre Gefühle eine große Rolle: ›Wie fühlt sich der Mensch in der Natur?‹ ist eine ihrer zentralen Fragen, die sie in und mit ihren Arbeiten schlüssig beantwortet. Gerade ihre Köpfe in Halbmondform, bei denen in der Regel Münder und Augen lediglich zart angedeutet sind, zeigen starke Strukturen und entwickeln ein ganz spezielles Eigenleben. Als Doppelfigur ergibt sich dabei ein gedachter Dialog, ein Verschmelzen zweier Individuen mit deutlich sichtbarer Nahtstelle zwischen den beiden Köpfen. Die Künstlerin gestaltet die Oberflächen ihrer Objekte immer wie unterschiedliche Unikate, eine glatte und marmorähnliche Haptik findet sich ebenso wie eine an zerfurchte Elefantenhaut erinnernde Flächigkeit.

Die Tonkünstlerin Frenger bevorzugt die technisch aufwändige Plattentechnik, die Arbeiten werden dabei häufig im zweiten Brand im Rauch- (oder Schwarz-)brand gebrannt. Bei diesem ursprünglichen Brennverfahren wird das Brenngut mit dem Brennmaterial (Hobelspäne, Heu, Stroh, Papier) vermischt und unter Luftentzug geschmaucht, wodurch die geheimnisvollen Schattierungen entstehen, die den großen Reiz der Arbeiten von Ulla Frenger ausmachen sowie den ihnen eigenen atmosphärischen Reiz vermitteln.

Die Künstlerin vermag weiterhin mit ihren Frauenfiguren – wie zum Beispiel den von der ursprünglichen Mittelmeerkultur Sehnah inspirierten ungemein reizvollen kleinen Figurinen in Blattform - eine komplexe künstlerische Vorstellungswelt zu vermitteln, die die göttliche Ausstrahlung erdverbunden charakterisiert.
Ulla Frenger drückt als Momentaufnahme ihre sie in ihrem künstlerischen Tun bestimmenden Gedanken beispielhaft in einem Gedicht aus:

Morgenlicht

Zwischen Nacht und Tag

Die Seele wiegt

Licht und Schatten

Gegenwärtig.‹


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